Der Traurige Riese - so geht die Geschichte weiter (2021)
(Teil 1 im Adventskalender 2021)
Viele Wochen vergingen und der Riese hatte den Kobold längst
vergessen.
Doch eines Abends, es war schon fast dunkel geworden, sah er eine lichte
Gestalt auf sich zukommen.
Es war eine Frau, ganz in weiß gekleidet. Ihr Gesicht leuchtete und war
fast durchsichtig.
„Guten Abend Riese, ich bin die Waldfee. Was ist dein Begehren, was
wünscht du von mir?“ sagte sie mit einer hohen, schwingenden Stimme.
Der Riese war zuerst ganz erstaunt. Doch dann erinnerte er sich an sein
Gespräch mit dem Waldkobold und er erzählte auch der Fee von seinem
Leiden.
Die Fee hörte zu und meinte dann zu ihm: „Nun, einen zweiten Riesen
kann ich nicht herbei zaubern. Das steht nicht in meiner Macht.
Es ist nun mal beschlossen, dass es nach dir keine Riesen mehr geben soll.
Die Riesen sollen aussterben. So ist es beschlossen.“
Der Riese schaute bei den Worten der Waldfee traurig zu Boden und
seufzte:
„Dann ist es wohl besser so, dass ich auch aussterbe.
Ein einsames Leben als Riese macht doch keinen Spaß.“
Die Fee sah ihn durchdringend an und sagte dann:
„Wenn du möchtest, kann ich dich aber in einen großen, mächtigen Baum
verwandeln.
Dann wirst du nicht mehr einsam sein.“
Der Riese überlegte lange, nickte schließlich mit seinem Kopf und sagte:
„Ja, das wäre schön. Das wünsche ich mir von dir.“
Noch heute steht in den Bergen eine mächtige Eiche.
Ihre Zweige reichen bis an den Boden und sie ist mehrere hundert Jahre
alt.
Die Menschen, die vorbei kommen, bewundern sie.
Die Kinder klettern gerne auf ihr herum und haben gar keine Angst.
Ja, viele Kinder umarmen sie sogar und ahnen gar nicht, wie glücklich sie
den großen Baum damit machen.
Ein Märchen von Manfred Belz aus Puchheim