Beratung und Unterstützung bei weiblicher Genitalbeschneidung
In vielen Ländern der Welt werden Mädchen an ihren äußeren Genitalien beschnitten. Dabei kommt es auch zu Todesfällen. Viele Frauen leiden ein Leben lang schwer an den Folgen.
Weltweit sind geschätzt rund 230 Mio. Mädchen und Frauen von FGM betroffen. Zusätzlich erleiden jährlich rund 4 Mio. weitere Mädchen eine Beschneidung. In Deutschland ist die weibliche Genitalverstümmelung (FGM/C – Female Genital Mutilation / Cutting) verboten. Doch auch bei uns leben, aufgrund von Zuwanderung und Flucht, immer mehr betroffene und bedrohte Mädchen und Frauen. Die allermeisten Frauen und Männer, die eine Beratung aufsuchen, sagen deutlich „Nein!“ zu weiblicher Genitalbeschneidung und sind froh, dass das in Deutschland nicht gemacht werden muss. Allerdings kann es sein, dass erheblicher Druck durch die Angehörigen auf die jungen Eltern ausgeübt wird, ihre Töchter beschneiden zu lassen. Daher gilt für uns der Grundsatz:
Gemeinsam mit den Eltern für die Töchter!
Viele betroffene Frauen lehnen den Begriff „Genitalverstümmelung“ ab, da FGM/C für sie etwas ganz Normales ist. Daher möchten sie nicht als „verstümmelt“ angesehen werden. Wir sprechen deshalb lieber neutral von „Beschneidung“.
Nach WHO wird in 4 unterschiedliche Beschneidungstypen unterschieden. In der Realität gibt es auch viele Mischformen. Jeder Beschneidungstyp bedeutet einen schweren und sehr schmerzhaften Eingriff in den weiblichen Körper.
Es bestehen unterschiedliche Mythen und Begründungen dazu. Zum Beispiel:
FGM als Initiationsritus ist ein wichtiger Schritt des Erwachsenwerdens und ist eng mit der gesellschaftlichen Anerkennung als erwachsene Frau verbunden
Beschneidung prägt das weibliche Schönheitsideal
Absicherung der Frau durch bessere Heiratschancen – nur eine beschnittene Frau ist heiratsfähig
Wenn die Frau nicht beschnitten ist, droht ihr die soziale Ausgrenzung
Die Mädchen sollen durch die Entfernung ihres Sexualorgans und durch den erlebten Schmerz passiv, gehorsam und anspruchslos werden
Mögliche Folgen:
geringe Lebenserwartung, Fehlgeburten, negativer Einfluss auf die weibliche Zeugungskraft, Inkontinenz, Posttraumatische Belastungsstörung, Sexualstörungen und vieles mehr
Der Eingriff reduziert die Frau auf ihre Rolle als Ehefrau und Mutter und fördert Frühehen und Bildungsabbrüche
Wer sich weiter informieren möchte:
https://bayern-gegen-gewalt.de/gewalt-infos-und-einblicke/formen-von-gewalt/fgm/
Was kann ich tun? Angebot Wüstenrose im Landkreis Fürstenfeldbruck
Wüstenrose ist Teil des bayerischen Beratungs- und Präventionsnetzwerk. Sie helfen Mädchen, Frauen, Familien und Fachkräften beim Thema weibliche Genitalbeschneidung (FGM/C). Seit 2023 bieten sie kostenfreie Angebote im Landkreis Fürstenfeldbruck an. Dieses Projekt wird aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familien, Arbeit und Soziales gefördert.
Wüstenrose unterstützt betroffene und bedrohte Mädchen und Frauen
Wüstenrose berät Fachkräfte aus allen Berufen sowie Ehrenamtliche, die Fragen zu FGM/C haben
Wüstenrose bietet Fortbildungen zum Thema an und veranstaltet zweimal im Jahr einen Runden Tisch gegen FGM/C im Landratsamt Fürstenfeldbruck
Informationsbroschüren und Unterstützungsangebote für Betroffene zu FGM/C
Informationen und Videos in Deutsch, Englisch und Arabisch von PLAN International e.V.: https://www.plan.de/unsere-arbeit-in-deutschland/rechte-von-fgm/c-gefaehrdeten-maedchen-und-frauen-schuetzen.html#c49970
Informationsbroschüre Sprich darüber! Parles-en! Talk about it! der AWO:
In Deutsch: https://www.awo-nr.de/flippingbook/fgm-sprich-darueber/
In Französisch: https://www.awo-nr.de/flippingbook/parles-en-empowerment-et-excision-ganitale-faminine/
In Englisch: https://www.awo-nr.de/flippingbook/talk-about-it-empowerment-and-female-genital-mutilation-cutting/
Link zum Flyer zum bayerischen Beratungs- und Präventionsnetzwerks: https://bayern-gegen-gewalt.de/imperia/md/images/stmas/bayern-gewalt/service/downloads/stmas_fgm_netzwerkflyer.pdf
Für Fachkräfte und Unterstützer*innen:
Weiter interessante Links zum Thema:
Interviewfilm der Integrationsbeauftragten Bayern: https://www.youtube.com/watch?v=MwMIQGMmqdc