Vom Umgang mit Konflikten zu Hause
Wer kennt das nicht? Den Streit über die Zeit die Kinder am Bildschirm verbringen wollen. Die ewige Diskussion über das Erledigen der Hausaufgaben oder die Mithilfe im Haushalt. Auch das „Wann“ zu Hause sein und „Wann“ ins Bett zu gehen endet oft in Grundsatzdiskussionen…..
Eine gute Nachricht:
Konflikte sind notwendige Bestandteile des Zusammenlebens und somit des Familienalltags. Durch Auseinandersetzung können Kinder wie Eltern ihre eigenen Positionen entdecken und entwickeln. Abgrenzung und Ablösung der Kinder von elterlichen Sichtweisen ist für die Entwicklung der Identität unabdingbar. Es ist ganz normal, dass Jugendliche gewohnte Regeln hinterfragen. Leider stellt dies vor allem in der Pubertät Eltern immer wieder vor emotionale Herausforderungen. Da Jugendliche im Streit hoch emotional reagieren und insgesamt sehr kritisch sind. Da gleichzeitig die Empathiefähigkeit verringert ist, weil sie so sehr mit sich selbst beschäftigt sind, kommt es oft zu heftigen Kränkungen.
Da heißt es für Eltern starke Nerven bewahren und eine Auseinandersetzung mit kühlem Kopf angehen. „Nehmen Sie es nicht persönlich!“ „Ziehen sie sich nicht beleidigt zurück oder treten in einen Machtkampf!“ „Unterstellen Sie Ihren Kindern keine böse Absicht! Sie machen das nicht, um Sie zu ärgern, sondern weil sie da jetzt einfach durch müssen!“
Grundlegend für Eltern und ihre heranwachsenden Kinder ist es, die eigenen Gefühle und die der Anderen richtig einzuschätzen und auch zu erleben, dass man den eigenen Empfindungen nicht hilflos ausgeliefert ist. Diese emotionale Kompetenz ist eine wichtige Voraussetzung für einen fairen Streit. Nur so können wir den manchmal hoch explosiven Konflikten seine zerstörerische Macht nehmen.
In der Pubertät verändert sich der Erziehungsauftrag der Eltern: Man darf die Kinder auch nicht sich selbst überlassen, sondern muss mit ihnen in Kontakt bleiben. Zwar ist es in vielen Situationen wichtig, gelassen zu bleiben, aber nicht gleichgültig. Jugendliche wollen, dass sich Mutter und Vater für sie interessieren und sich um sie sorgen. Auch wenn sie das nicht unbedingt zugeben würden.
Der Umgang mit Gefühlen will jedoch gelernt sein. Bei Eltern wie Kindern. Trauer, Wut und Verzweiflung sind normale Gefühle, sie dürfen gezeigt werden ohne einen anderen Menschen dabei zu verletzen. Ein Schrei zum Himmel, Rasen mähen, ein Schlag auf ein Kissen, ein Sprint um den Block, erstmal eine Freundin anrufen, lautes Musik hören…. Jeder findet seine ganz persönliche Stopp-Taste, um mit souveräner Sachlichkeit statt voller Emotionalität eine Auseinandersetzung anzugehen und Lösungsstrategien zusammen mit der anderen Konfliktpartei zu entwickeln.
Wenn beide am Konflikt beteiligten Parteien wieder einen kühlen Kopf haben, beherzigen Sie die folgenden Tipps für ein gelingendes Gespräch:
Gestehen Sie Ihrem Kind eine eigene Sichtweise zu, bemühen Sie sich, seine Vorstellungen und seine Meinung zunächst einfach nur zu verstehen.
Wirklich zu verstehen gelingt am besten, indem man sich an die Regeln aktiven Zuhörens hält. Blickkontakt ist hierfür genauso hilfreich, wie das Wiederholen des Gehörten. Auch Wünsche und Gefühle sollen und können hier benannt und gehört werden.
Vermeiden Sie Generalisierungen("Nie räumst du dein Zimmer auf" oder "immer bist du gleich beleidigt"), Verallgemeinerungen und Schuldzuweisungen. Sprechen Sie von einer konkreten Situation, und davon, was diese Situation in Ihnen ausgelöst hat. Bewerten sie nicht die Person, bewerten Sie das Verhalten und geben sie ganz konkrete Erklärungen, wieso Sie so empfinden.
Formulieren Sie Ihre Wünsche und Bedürfnisse als Ich-Botschaft.
Versuchen Sie mit Ihrem Kind gemeinsam eine Lösung zu finden. Bestärken Sie Ihr Kind, indem Sie zunächst alle Ideen aufnehmen. Bevor Sie eine Idee als nicht umsetzbar herabwürdigen, ermuntern Sie es lieber, noch mehr Ideen zu sammeln. Überlegen Sie gemeinsam welche Vorschläge umgesetzt werden können und probieren Sie es aus.
Regeln müssen sein, aber sie sollten flexibel bleiben und der jeweiligen Situation angepasst werden. Wenn es zum Beispiel Streit ums längere Ausgehen gibt, dürfen sich Eltern auch mal auf einen Kompromiss einlassen und ihrem Kind das Gefühl geben, sich durchgesetzt zu haben. Es schadet nicht, die eigenen Kinder im sinnvollen Rahmen auch mal siegen zu lassen.
So entsteht ein neuer Kontakt, der auf Bindung, Vertrauen und Wertschätzung beruht. Ihr heranwachsendes Kind lernt dabei, wie man Lösungen für ein Problem findet und Kompromisse schließt.
Als Eltern brauchen Sie eine verlässliche, klare Linie aber auch ein gewisses Maß an Bereitschaft, sich auf Verhandlungen einzulassen und Regeln neu zu überdenken. So anstrengend das manchmal ist: Es kann auch Spaß machen. Und es gibt Ihnen das Gefühl, Ihr Kind gut auf ein Leben in Gemeinschaft vorzubereiten.
Haben Sie keine Sorge, sich bei Ihren Kindern unbeliebt zu machen. Viele Kinder und Jugendliche, deren Eltern das Grenzen setzen aufgegeben haben, wünschen sich eigentlich mehr Halt. Jemanden, der ihnen ab und zu noch sagt, wo es lang geht. Wenn Sie und Ihre Kinder sich einen guten Draht zueinander bewahrt haben, finden Sie hier bestimmt das richtige Maß!
Unterstützung finden Sie zum Beispiel bei der sozialpädagogischen Unterstützung an der Schule Ihres Kindes oder bei einer der Erziehungsberatungsstellen im Landkreis.
Wir danken Petra Pichler und Julia Staudt von der sozialpädagogischen Unterstützung an der Schule für das Erstellen dieses Artikels.