Smartphone?
Obwohl an jeder Schule die private Handynutzung verboten ist, dominiert das Smartphone die Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen und beeinflusst ihr soziales Miteinander. Gerade in der Schule sind die Folgen der Smartphone-Nutzung im negativen Sinne spürbar. Schüler fühlen sich gestresst, ausgegrenzt, gemobbt…
An fast allen Schulen gibt es bereits Präventionsprojekte, die die Kinder im Umgang mit neuen Medien stärken sollen. Es hat sich jedoch gezeigt, dass gerade die Eltern, die hier eine wichtige Rolle spielen, sich oft alleine gelassen oder überfordert fühlen, wenn es um dieses Thema geht. In der Flut der Literatur und Internetratgeber wissen viele nicht, wo sie ansetzen sollen und bekommen selten konkrete Verhaltenstipps.
Aufgrund dieser Erfahrungen entstand die Idee eine kurze, aber prägnante Handlungsempfehlung für Eltern zu verfassen, um Orientierung und Hilfestellung im Umgang mit Regeln und Grenzen bezüglich des Smartphones zu geben.
Dieser Artikel soll Sie dabei unterstützen gemeinsam mit ihren Kindern einen durchdachten Einstieg in die Smartphone-Nutzung zu finden und eine kritische Auseinandersetzung anregen.
Zur Unterstützung hat das Team "Sozialpädagogische Unterstützung an der Schule" aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck für Sie im Folgenden ein „Kleines 1 x 1“ zum gemeinsamen „Überleben“ im Smartphone-Zeitalter zusammengestellt:
Verantwortungsbewusster Start
Installation gemeinsam, echter Name ausschließlich bei Vertragsgeschäften, sonst nur nickname-Nutzung
Achtung: echte Altersangabe, sonst Spiele ab 18 J. möglich
Prepaidkarten sollten Festverträgen vorgezogen werden – Erlernen der eigenen Kostenkontrolle
Elternpflicht und -recht auf Einsicht und Mitsprache nutzen
Kinder in der 5./6. Klasse sind zu jung und unerfahren zur Selbstbestimmung
Medienerziehungspflicht kontra Privatsphäre
Im Internet gelten andere Regeln, es gibt keine Anonymität im Internet, Daten und Fotos bleiben im Netz ewig erhalten, können nicht gelöscht werden „ das Netz vergisst nichts“. Haben Sie stets auch schon die Zeit nach der Schule im Blick (Stichwort: Berufswahl und Bewerbung).
Gesundes Misstrauen bezüglich Informationen aus dem Internet, fake-news und fake Identitäten
Neue Spiele/ Apps gemeinsam auswählen und ausprobieren
Kein Zugang zu Onlinespielen – erhöhtes Suchtpotential, Gruppendruck, Stressfaktor durch Verabredung in Spielgruppe, Zeitkiller
Gefahr der Fremdsteuerung durch die Spiele-Industrie – Geldmaschine! – sofortige Belohnung und Erfolge erhöhen das Suchtpotential (Level, Score, Punkte)
Jugendschutzfilter installieren (z.B. „Kids Place“, www.fachstelle-medien.de)
Medienerziehung im Alltag etablieren
Dauerhaft Interesse zeigen, im Gespräch bleiben – „up to date“ bleiben, auch wenn es anstrengend ist!
Regelmäßiger Austausch mit Ihren Kindern über Inhalte auf dem Handy
Vertrauen ist das A und O, heimliche Kontrollen verletzen.
Vereinbarungen über regelmäßiges (gemeinsames) Anschauen der Inhalte auf dem Handy treffen.
Unterscheiden zwischen sicheren und gefährlichen Plätzen im Internet (vergleichbar: „München HBF“ und „Museum“), was ist o.k. was könnte gefährlich sein
Wenn WhatsApp (eigentlich erst ab 16 J.!), dann mit regelmäßiger Elternbetreuung, gemeinsames Anschauen vereinbaren
Besonders im Blick behalten bei der Teilnahmeerlaubnis am Klassenchat: dieser wird oft zum „Selbstläufer“, es entwickeln sich Dynamiken, die die Kinder nicht mehr beeinflussen können, der Klassenchat ist Hauptursache für Streit / Mobbing /Ausgrenzung in der Unterstufe!!
Überlegung: ist ein Klassenchat in der Unterstufe notwendig? Welche Alternativen gibt es?
Kettenbriefe über WhatsApp sind sehr verbreitet (z.B. „Momo“, „Blue Wale Challenge“). Je jünger die Kinder sind, desto weniger können sie einschätzen, ob Kettenbriefe wahr sind. Vorsorglich schicken sie daher alles weiter (z.B. im Klassenchat). Meist sind die Inhalte harmlos, manchmal beinhalten Kettenbriefe aber auch Todesdrohungen, Gruselgeschichten oder Nachrichten, welche einen großen sozialen Druck auf das Kind ausüben
Stressaufbau wegen ständiger Benachrichtigung, unnötige Nachrichtenflut (300 Nachrichten/Tag aus dem Klassenchat sind keine Seltenheit!)
Internetzugang nur über WLAN, nur zu Hause, nur zu vereinbarten Zeiten, nur in Absprache mit Ihnen als Eltern
„Netiquette“ – Verhalten im Netz wie im richtigen Leben – respektvoller Umgang, Sprache („Die 10 Gebote der digitalen Ethik“)
Gefühle entstehen wie im richtigen Leben! Reaktion, Gestik, Mimik fehlt – Hemmschwelle sinkt (große Gefahr im Klassenchat!)
Nutzungszeiten
Eltern sind Vorbilder für ihre Kinder
Fest vereinbarte Bildschirm- / Nutzungszeit (Empfehlung: max. 60 Minuten während Schulzeit)
Selbststeuerung frühestens ab 17 Jahren mögl.
Medienfreie Zeit beim Essen vereinbaren
Familienregeln gelten für Kinder und Eltern – z.B. gemeinsames Essen!
Nach Hausaufgaben und Lernen mind. 30 Min. freie Smartphone-Zeit etablieren, damit das Gelernte verarbeitet und gespeichert werden kann
Handyfreie Zeit 1 Std. vor dem Schlafen am besten durch Abgabe des Gerätes, handyfreie Schlafzone
Alternativen anbieten/ einfordern: Sport, Bewegung, gemeinsame Familienaktivitäten
Sinnvoll, weiterführend: Mediennutzungsvertrag (www.klicksafe.de)
Auch wenn Umgang, Inhalte, Plattformen einem ständigen Wandel unterliegen, was Eltern und Schule immer wieder vor neue Herausforderungen stellt, behalten die oben genannten Punkte eine solide Basis für eine gelingende Smartphone-Nutzung.
Für weitere Fragen stehen Ihnen gerne die Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner der sozialpädagogischen Unterstützung an Realschulen und Gymnasien, sowie die Jugendsozialarbeit an der Schule (JaS) an den Grundschulen, zu Verfügung.